LogTech Pulse 2025-07-29

KI als Führungstool anstelle von Automatisierung, Expansion von AirBnB für LKW Parkplätze, politische Versäumnisse und deutsche Ignoranz bei NIS2-Richtlinie.

👋 Willkommen zum LogTech Pulse vom 29.07.2025!

Aufgrund eures Feedbacks haben wir unseren Newsletter Release nun immer auf den Dienstag alle zwei Wochen verschoben. Gib uns gerne eine Rückmeldung, wie das für dich ist!

KI als Führungstool: So transformiert sich Leadership in der Logistik

Künstliche Intelligenz wird nicht nur unsere operativen Prozesse revolutionieren, sondern auch die Art und Weise, wie wir führen. Ein aktueller Artikel im Harvard Business Manager beleuchtet, wie KI zu einem mächtigen Coaching- und Feedback-Instrument für Führungskräfte wird. Studien zeigen: KI kann „blinde Flecken“ in der Kommunikation aufdecken und objektiveres Feedback geben als menschliche Coaches – weil sie sich rein auf die Sprache konzentriert und emotionale oder zwischenmenschliche Verzerrungen außen vor lässt.

Wir finden: spannend! So haben wir über KI in der Logistik bisher nicht gedacht, sondern immer aus der Automatisierungssicht.

Anwendung in der Logistik: Datenbasiertes Coaching für maximale Effizienz

Die Logistik ist eine hochgradig prozess- und datengetriebene Branche, was die Integration von KI in die Führung hier besonders vielversprechend macht. So wie KI den Kommunikationsstil von Führungskräften analysiert, kann sie auch die Effizienz von Logistikprozessen und -mitarbeitern objektiv bewerten:

  • Touren- und Routenplanung: Eine KI kann nicht nur die effizienteste Route berechnen, sondern auch das Fahrverhalten von Zustellern analysieren. Ein Logistikmanager könnte die KI fragen: "Welche Muster erkennst du im Fahrstil von Fahrer X, die zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch führen?" oder "Wo weicht die tatsächliche Route systematisch von der geplanten ab und warum?" Dies ermöglicht präzises, faktenbasiertes Coaching, das frei von subjektiven Eindrücken ist.

  • Lagerverwaltung: Im Lager kann eine KI die Leistung von Kommissionierern analysieren. Statt eines pauschalen "Du musst schneller werden" könnte ein Vorgesetzter mithilfe der KI konkrete Verbesserungspotenziale aufzeigen: "Die KI hat festgestellt, dass du bei Artikeln in Gang 7 im Schnitt 15 Sekunden länger brauchst. Lass uns gemeinsam prüfen, woran das liegt." So werden „blinde Flecken“ im Arbeitsablauf sichtbar gemacht und gezielte Optimierungen möglich.

KI bietet Führungskräften in der Logistik die Chance, ihre Wahrnehmung im Umgang mit Mitarbeitenden und Prozessen zu schärfen. Es geht darum, KI als strategischen Partner für Reflexion und Weiterentwicklung einzusetzen, um nicht nur Effizienz zu steigern, sondern auch eine neue Form von datengestütztem, unvoreingenommenem Leadership zu etablieren.

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Airbnb für LKW-Parkplätze? Truck Parking Club erhält strategisches Investment

Jeder in der Logistik (und wahrscheinlich auch darüber hinaus) kennt das Problem: der akute Mangel an sicheren LKW-Parkplätzen. Das US-Startup Truck Parking Club tritt an, um dieses Problem zu lösen – mit einer Plattform, die es Fahrern ermöglicht, Parkplätze bei Unternehmen, auf privaten Grundstücken oder an Höfen zu finden und zu reservieren. Ähnlich wie auch schon unsere deutschen Podcast Gäste ParkYourTruck und LKW.APP (Tipp: sucht unbedingt mal nach den Folgen!).

Dass das Startup auf dem richtigen Weg ist, zeigen gleich zwei aktuelle Entwicklungen: Einerseits steigt mit CAT Scale, dem größten Betreiber von LKW-Waagen in Nordamerika, ein Branchenriese als strategischer Investor ein. Das sichert Kapital und schafft Vertrauen. Andererseits wird die Lösung jetzt noch zugänglicher: Durch die neue Integration mit Platform Science ist Truck Parking Club direkt über die In-Cab-Systeme in den Fahrzeugen verfügbar. Fahrer können so nahtlos und sicher aus ihrer Kabine heraus einen Parkplatz buchen. Die Kombination aus strategischem Investment und tiefer Integration ist ein starkes Signal, dass durch smarte Technologie und strategische Partnerschaften selbst die fundamentalsten Probleme der Logistik gelöst werden können.

Persönliche Gedanken von Steffen

Was ist los mit der Politik - oder: seid ihr eigentlich doof?

Wir sind vieles gewohnt aus Berlin - keine Frage. Als Logistiker muss man sich in diesen Wochen ernsthaft fragen, ob in der Politik auch nur der Hauch von Verständnis für unsere Branche existiert oder für den Ernst der Lage auf Deutschlands Straßen.

Dass aufgrund von Finanzierungsproblemen alle Ausschreibungen der Autobahn GmbH gestoppt wurden, ist ein Desaster für unsere Infrastruktur. Nun gibt es schon extra für Infrastruktur und Klimaschutz, dann scheitern Bundestag und Bundesrat an der Umsetzung und Freigabe der Mittel. Sei dahingestellt, dass der Verkehrshaushalt für 2025 bereits 6 Mrd. € kleiner ausfiel als im Vorjahr – auch wenn ich die Argumentation mit dringenderen Investitionen in den öffentlichen Nah- und Fernverkehr mehr als schwach finde. Schließlich ist und wird auch die kommenden Jahre die Versorgung des Landes über die Straße stattfinden - Klimaschutz hin oder her. Aber bei so vielen dringenden Themen, die einer Finanzierung bedürfen, sich vor der Sommerpause nicht mehr auf einen Bundeshaushalt einigen zu können und damit u.a. die Ausschreibungen der Autobahn GmbH lahmzulegen, finde ich schockierend. Seit Jahren ist die marode Infrastruktur bekannt, Brücken sind nur eines der massiven Probleme.

Und während wir uns hier über die marode Gegenwart unterhalten, planen wir in der Logistik längst die Zukunft mit fahrerlosen Transportsystemen. Aber worüber reden wir da eigentlich? Jede dieser Technologien setzt eine nahezu perfekte, intelligente Infrastruktur voraus. Wenn heute schon ein autonomes Fahrzeug an einer simplen Baustelle scheitert, wie sollen wir ganze Flotten über Brücken schicken, deren Zustand nicht mal mehr verlässlich bewertet wird? Mit dieser Politik betonieren wir nicht nur Schlaglöcher schlecht, wir betonieren den Weg in die technologische Sackgasse.

Was sind die Folgen? Bereits jahrelang marode Infrastruktur wird noch stärker abgenutzt und auch im nächsten Jahr nicht in Stand gesetzt. Die Kosten steigen durch Inflation weiter und für 2027 wird es dann noch teurer. Ganz zu schweigen davon, dass der Bedarf an Instandsetzung in Autobahn-Kilometern ebenfalls wächst. Das bedeutet im Alltag vieler Transportunternehmer eben auch verlängerte Fahrtwege, Verspätungen, Staus, mehr CO2-Ausstoß und Abnutzung der Infrastruktur auf Umleitungen. Und das sind nur die Folgen für die Logistik, von den Verwerfungen für die Bauindustrie ganz zu schweigen.

Und was passiert, wenn der Haushalt dann irgendwann doch noch verabschiedet wird? Dann steht die Autobahn GmbH vor einem riesigen Berg an aufgestauten Projekten. Wer entscheidet dann, welche der tausend maroden Brücken zuerst drankommt? Wieder der, der am lautesten schreit, oder der, dessen Wahlkreis am wichtigsten ist?

Hier wäre die Chance, es endlich besser zu machen. Setzt doch wenigstens dann künstliche Intelligenz ein, um die Sanierungen nach echter Dringlichkeit, Verkehrsfluss und volkswirtschaftlichem Schaden zu priorisieren! Das wäre ein klares Signal für die Zukunft und würde zeigen, dass man es ernst meint.

Aber vermutlich ist es hier wie in der Privatwirtschaft: Ein guter Manager nutzt die besten verfügbaren Werkzeuge, um ein Problem zu lösen. Ein schlechter... wartet lieber auf die nächste Sommerpause.

Wie siehst du das? Antworte gerne auf diese Mail oder schreibe mir auf LinkedIn.

NIS2-Richtlinie: Cybersicherheit wird zur Pflichtübung für den Mittelstand

Passend zu unserer aktuellen Podcast-Folge wird Cybersicherheit (siehe unten) jetzt auch regulatorisch für viele zur Top-Prio. Mit der kommenden NIS2-Richtlinie der EU werden die Anforderungen an die IT-Sicherheit massiv ausgeweitet und betreffen nicht mehr nur große Konzerne, sondern auch zahlreiche mittelständische Logistik- und Transportunternehmen.

Lustig: Eigentlich war die Umsetzungsfrist bis zum 18. Oktober 2024 - von Deutschland gekonnt ignoriert 😅

Die DIHK warnt in einer aktuellen Stellungnahme jedoch vor zu viel Bürokratie und fordert eine praxistaugliche Umsetzung. Denn unklare Definitionen und nationale Sonderwege führen zu Rechtsunsicherheit und binden Ressourcen, die gerade im Mittelstand knapp sind. Das bedeutet: Einerseits steigt der Druck, die eigene Resilienz nachzuweisen, um als Partner für große Auftraggeber relevant zu bleiben. Andererseits ist es essenziell, dass die Politik hier praxistaugliche Hilfen statt bürokratischer Hürden schafft.

Spotlight: Die neueste Podcast-Folge

Warum Cybersecurity zur Grundvoraussetzung moderner Logistik wird mit Prof. Dr. Dennis Kenji-Kipker vom cyberintelleigence.institute

Warum spannend? Ein gehacktes Reifenlager treibt ein Autohaus in die Insolvenz. Dieses Beispiel aus der Praxis zeigt, wie schnell digitale Schwachstellen zu einem handfesten, operativen Desaster werden. Dennis-Kenji Kipker bricht das komplexe Thema auf die Logistik herunter und erklärt verständlich, wo die wirklichen Gefahren lauern und wie du dich schützen kannst – auch ohne riesiges IT-Budget.

Key Takeaways aus der Episode

  1. „Heutzutage ist jedes Unternehmen kritisch.“ Vergiss den Gedanken, du seist „zu klein“ oder „unwichtig“ für einen Angriff. Selbst wenn deine Kernprozesse physisch sind, laufen Buchhaltung, Kundenverwaltung und Disposition digital. Fällt die IT aus, weil z. B. auf Touren- oder Lagerplatzdaten nicht mehr zugegriffen werden kann, steht dein Betrieb still. Das Risiko einer Vertragsstrafe oder gar einer Insolvenz ist real.

  2. Gute Prävention ist einfacher als du denkst. Effektiver Schutz muss nicht teuer sein. Maßnahmen wie eine Zwei-Faktor-Authentisierung, regelmäßige Offline-Backups (auf externen Festplatten, die nicht im Netzwerk hängen) und das konsequente Einspielen von Security-Updates bilden eine starke erste Verteidigungslinie. Wie Dennis es sagt: Den Fuhrpark lässt man auch regelmäßig warten – die IT sollte da keine Ausnahme sein.

  3. Die größte Schwachstelle ist der Mensch – und die Führungsebene muss vorangehen. Die fortschrittlichste Technologie nützt nichts, wenn ein Mitarbeiter auf eine Phishing-Mail klickt. Gezielte Schulungen sind daher entscheidender als jede neue Software. Das Bewusstsein für Cyber-Gefahren muss von der Führungsebene aktiv vorgelebt werden. Wenn der Chef das Thema ernst nimmt, tun es auch die Mitarbeiter.

Du willst lieber lesen? Kein Problem! Wir haben dir die Folge auch in unserem Blog Artikel zu dem Thema zusammengefasst:  Dein LKW fährt, aber der Bildschirm bleibt schwarz? Warum Cybersecurity für Logistiker jetzt Chefsache ist. 

Job Board

🌎 Shippeo | Strategic Alliances Director | Düsseldorf

🌎 Shippeo | RVP Sales Central & Eastern Europe | Düsseldorf

🚛 TradeLink | Business Development Manager | Remote

🚛 TradeLink | Senior Account Executive | Remote

🚛 TradeLink | (Senior) Customer Success Manager | Remote

💬 ZeKju | Product manager with UX/ UI expertise | München / Remote

💬 ZeKju | SaaS Sales Professional in Transport & Logistics | München / Remote

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